„Tatort“ aus Dortmund: Ein rätselhafter Fall zwischen Familiendrama und Spionagethriller

Ein Messer, viel Blut, aber keine Leiche: Im Dortmund-„Tatort“ trifft Familiendrama auf Industriespionage. Doch will man diese verworrene Story an Weihnachten wirklich sehen?

3 von 5 PunktenSolider „Tatort“, dem ein anderer Ausstrahlungstermin gut getan hätte

Worum geht’s in diesem „Tatort“?

„Ich hab ihn umgebracht“: Das sind die ersten Worte der sichtlich verwirrten Unbekannten, als sie von der Polizei überwältigt wird. Sie hat zuvor blutverschmiert und mit einem Messer bewaffnet einen Asia-Shop betreten. Die Dortmunder Mordkommission um Peter Faber (Jörg Hartmann) und Rosa Herzog (Stefanie Reinsperger) steht vor einem Rätsel. Denn es gibt offenbar eine Mörderin – aber keine Leiche. Die junge Frau, der jede Erinnerung fehlt, stammt aus der Dortmunder Stahldynastie Haiden. Wie sich herausstellt, ist ihr Vater verschwunden. Was dessen Ehefrau (Marie-Lou Sellem) sowie ihren Schwager (Francis Fulton-Smith) nicht sonderlich zu stören scheint. Liegt des Rätsels Lösung also in der Familie? Oder hat die rätselhafte Chinesin etwas damit zu tun, die im Umkreis der Haidens gesichtet wird?Ist der Tatort zu links? 06.20

Warum lohnt sich der Fall „Made in China“?

Das übergeordnete Thema dieses „Tatorts“ ist Familie. Das Verbrechen geschieht in einer Familie. Für die Aufklärung nimmt die Kommissarin Rosa Herzog ihre Familie in Anspruch. Und am Ende wird sogar Peter Faber ganz weich und setzt sich an das Bett seines sterbenden Vaters. Wenn es eine weihnachtliche Botschaft gibt, die dieser Film transportiert, dann das: Familie ist der Quell von Freud und Leid.

Was stört?

Die gesamte Konstruktion des Falles ist unnötig kompliziert geraten. Themen wie Industriespionage und das Agieren chinesischer Geheimdienste in Deutschland überfrachten die erzählerischen Möglichkeiten eines 90-minütigen Krimis. Eine solche Geschichte ausgerechnet an Weihnachten zu senden, wenn die Zuschauer von Rotwein und Gans beduselt vor dem Fernseher sitzen, ist sicherlich kein Glücksgriff.

Die Kommissare?

Da das mutmaßliche Mordopfer eine kommunistische Vergangenheit aufweist, sucht Rosa Herzog den Kontakt zu ihrer Mutter, einer inhaftierten RAF-Terroristin. Peter Faber käbbelt sich derweil mit dem Gerichtsmediziner Sebastian Haller (Tilmann Strauß), die beide der verstorbenen Martina Bönisch hinterhertrauern.

Ein- oder ausschalten?

Das Timing ist – wie so oft beim „Tatort“ – nicht ganz perfekt. Doch falls sie am Zweiten Weihnachtstag noch nichts vorhaben: „Made in China“ ist ein passabler Krimi. Schalten Sie ruhig ein.

Das Team aus Dortmund ermittelte auch in diesen Fällen:

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